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Wieso die strenge Generationeneinteilungen in X, Y, Z Gugus ist

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Wieso die strenge Generationeneinteilungen in X, Y, Z Gugus ist

 

Wenn ich Sie frage welcher Generation Sie angehören, dann können Sie mir mit hoher Wahrscheinlichkeit augenblicklich Auskunft geben und gerade auch noch die wichtigsten Eigenschaften und Ausprägungen Ihrer Generation mitliefern. Stimmts?

Aber hätten Sie das vor zehn Jahren auch schon gekonnt? Hätten Sie gewusst, dass Sie zur apolitischen aber fleissigen Generation X gehören, oder zur ersten teildigitalisierten und stark individualistischen Generation Y? Ich behaupte nein. Die Generationen-Frage, oder vielmehr die Generationen-Behauptung, hat erst vor ein paar wenigen Jahren richtig Fahrt aufgenommen und hat sich, meiner Meinung nach, erst mit dem Eintritt ins Arbeitsleben der sogenannten Generation Z im kollektiven Diskurs etabliert. Es ist schwierig zu rekonstruieren, wann sich eine breitere Öffentlichkeit zu wundern begann, dass die Jüngsten im Arbeitsmarkt die scheinbar Kompliziertesten sein sollen. Wie auch immer: inzwischen wurden halbe Bibliotheken über die Besonderheiten dieser Generation Z publiziert, Agenturen gegründet, die älteren Erdenbewohnern erklären, wie die GenZ’s ticken und jüngst haben ein paar Youngsters in der Schweiz sogar eine eigene Job-App (Jobshot) lanciert, weil Stellensuche, sagen sie, für die Jungen ja ein bisschen wie Tindern sei.

Als erfahrene Recruiterin, die seit über 20 Jahren mit Menschen aus allen Generationen in engem Austausch steht, möchte ich gerne einfach einmal ein paar Fragen in den Raum stellen1.

  1. Prägen Ereignisse in den ersten 15 Jahren eines Menschen (so die gängigste Definition von Generation), die für die Entwicklung spezifischer Eigenschaften und Verhaltensmuster einer Generation verantwortlich sein sollen, alle anderen Menschen nicht genauso?
  2. Wann, also zu welchem Zeitpunkt, werden einer neuen Generation deren typischen Attribute verliehen und von wem (man merke: die jüngsten Vertreterinnen und Vertreter der GenZ sind gerade mal zwölf Jahre alt)?
  3. Was, wenn Menschen sich im Verlauf ihres Lebens ändern?
  4. Was, wenn sich eine Gesellschaft im Laufe der Zeit verändert?

Sie merken natürlich, worauf ich hinaus will – bei näherer Betrachtung scheinen die gängigen Generationendefinitionen nicht sehr belastbar zu sein. Und deshalb möchte ich Ihnen kurz etwas konkreter erklären, weshalb Sie sich als Personalverantwortliche nicht zu stark von der Generationenfrage leiten lassen sollten.

Generationenmerkmale oder einfach Pubertät?

Ich mache ein Beispiel: Die jüngsten Mitglieder der Generation Z sind heute (je nach Theorie) zwölf, die ältesten 27 Jahre alt. Ein Grossteil der Generation befindet sich also entwicklungsmässig kurz vor, mitten in oder knapp nach der Pubertät und den entsprechenden Umbauprozessen in Gehirn und Hormonhaushalt. Und doch verfügen die GenZ’ler in einer kollektiven Perzeption bereits über klar definierte Generationenmerkmale wie: pessimistisch, sensibel, kompliziert. Laut Wikipedia «streben sie nach Selbstbestimmung, Sinnerfüllung und Selbstverwirklichung. Beruflich bevorzugen sie einzigartige Arbeitserfahrungen, bei denen die Arbeit Spass macht, sinnvoll, abwechslungsreich, spannend und herausfordernd ist und ihren Neigungen entspricht»2

Mal ehrlich… Hätten Sie all das, falls Sie zur Generation Y, X oder zu den Babyboomers gehören, in Ihrer Jugend nicht auch gesagt? Eben.

Viel entscheidender scheinen mir gesellschaftliche und technologische Entwicklungen und wie sie sich auf die Talente von Arbeitskräften auswirken und wie Recruiters diese beurteilen sollen. Denn Arbeitsnehmende sind ja immer auch Kundinnen und Kunden, sprich Zielgruppen. Und als solche bringen sie für Unternehmen unschätzbare Knowhows und Skills mit. So können die Feedbacks von jüngeren, seit Geburt digitalisierten Kolleginnen und Kollegen zu Customer-Journeys Ihres Unternehmens oder zu Ihrem Auftritt in sozialen Medien von unschätzbarem Wert sein. Sie tragen aber eben auch gesellschaftliche Entwicklungen mit: Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Homeoffice, Purpose – das sind nicht übertriebene Forderungen einer einzelnen, spezifischen Generation, sondern Resultate von aussergewöhnlichen Erfahrungen und Prozessen, die wir als Gemeinschaft vor allem in den letzten Jahren gemacht haben.

Vertrauen Sie Ihren Instinkten!

Lassen Sie sich deshalb nicht davon abschrecken, wenn junge Menschen, die gerade neu ins Arbeitsleben eintreten, dann und wann etwas exotisch anmutende Vorstellungen und Bedingungen zu ihrer Anstellung äussern. Sie werden sich zu genauso zu fähigen und loyalen Kolleginnen und Kollegen entwickeln, wie ihre Vorgängerinnen und Vorgänger aus anderen Generationen.

Lassen Sie sich aber genauso wenig von den überall aufpoppenden Beratungsagenturen und Influencerinnen und Influencer verunsichern, die Ihnen weiss machen wollen, dass hier eine Generation die Arbeitswelt betritt, die komplett anders tickt als alle anderen vor ihr und die ohne bezahlte Übersetzungsleistung nicht verstanden werden kann.

Vertrauen Sie weiterhin getrost auf Ihre Menschenkenntnis, auf Ihre Erfahrung und auf Ihre Instinkte. Sie haben es schliesslich nicht mit Ausserirdischen zu tun.

1https://www.researchgate.net/publication/328030090_Der_Generationenmythos

2https://de.wikipedia.org/wiki/Generation_Z

Doris Fink

Geschäftsführerin / Inhaberin

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