Optimale Stellenbesetzung – Mr. und Mrs. fast Perfect tun’s oft auch
Vor einigen Wochen bearbeitete meine Agentur einen Auftrag, in der es um die Besetzung einer verantwortungsvollen Stelle in einem Biotech-Unternehmen ging. Nach einer intensiven Suche und Prüfung von 110 Dossiers hat am Schluss aber dennoch nur gerade ein Dossier vollumfänglich gepasst.
Willkommen im «new normal» der Arbeitsmarktrealität, wo die Suche nach perfekt passenden Talenten sehr zeitintensiv sein kann. Diesen Herausforderungen gilt es aktiv und kreativ entgegenzutreten. Heute hat im Recruitment die Nase vorn, wer Stellenprofile flexibler auslegt und intern zeitgemässe Prozesse zur Wissensvermittlung und -sicherung anschiebt.
Was meine ich damit?
Unternehmen begegnen dem Fachkräftemangel effizienter und sind somit insgesamt resilienter und wettbewerbsfähiger, wenn sie ihre Maximen in Sachen Stellenbesetzung überdenken und gleichzeitig bereit sind, neue, kreative Wege zu gehen. Damit meine ich weniger die Art und Weise der Bewerbung einer offenen Stelle, als vielmehr die Prüfung von Möglichkeiten, diese, sagen wir einmal, alternativ zu besetzen, falls ein 100 Prozent passgenaues Profil nicht gefunden werden kann. Kurz: Gibt es in Ihrem Unternehmen die Möglichkeit, ein(e) vielleicht weniger gut qualifizierte, potenzielle Mitarbeitende von Kolleginnen oder Kollegen, die schon länger bei Ihnen arbeiten oder vielleicht schon pensioniert sind, so zu begleiten, zu coachen und auszubilden, damit die offene Stelle nach einer gewissen Zeit dennoch perfekt besetzt werden kann? Falls ja, kann es empfehlenswert sein, dies zu tun.
Nutzen Sie Ihre Fähigkeiten als Changemanager
Mir ist bewusst: Als Unternehmerin und/oder als Führungskraft, die für das Recruitment verantwortlich ist, sind Sie bereits seit geraumer Zeit und mehr oder weniger ununterbrochen mit Change-Themen beschäftigt. Hochdynamische Entwicklungen von digitalen Technologien, sich stark und stetig verändernde Bedürfnisse von Arbeitnehmenden, wirtschaftlich instabile Lagen durch Pandemien und Kriege, die sich rasch etablierenden neuen Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz uvm. machen aus Ihnen eine(n) Permanentchange-Managerin. Und nun stellt Sie, bedingt durch den Fachkräftemangel, auch noch das Recruitment vor neue Herausforderungen. Diesbezüglich habe ich eine gute und eine weniger gute Nachricht für Sie. Zuerst zur Letzteren: Die Mangellage am Arbeitsmarkt wird während mindestens 20 Jahren weiterbestehen, das ist schlicht eine demographische Tatsache. Das bedeutet: Sie werden Recruiting also sowieso neu denken müssen, dementsprechend können Sie auch schon heute damit beginnen. Die gute Nachricht lautet: Sie UND Ihre Mitarbeitenden schaffen das! Sie haben die ersten Digitalisierungswellen erfolgreich absolviert und die entsprechenden Technologien implementiert, Sie haben die Lockdowns während der Pandemie überstanden, Ihre Mitarbeitenden im Homeoffice organisiert und nach der Aufhebung der Massnahmen an den Arbeitsplätzen wieder reformiert.
Das ist eine tolle Leistung! Sie und Ihre Mitarbeitenden sind veritable Change-Profis, die sich inzwischen gewohnt sind, schnell und effizient auf Veränderungen zu reagieren.
Mein Rat an Sie: Nutzen Sie diese Energie und Skills und verstehen Sie Change nicht mehr als Phase, sondern als andauernden Zustand. Bilden Sie Teams aus den verschiedensten Bereichen Ihres Unternehmens und lassen Sie sie Vorschläge erarbeiten, wie schwierig zu besetzende Stellenprofile zeitlich begrenzt teilkompensiert werden können. Arbeiten Sie an einer Unternehmenskultur des steten, auch interdisziplinären, Wissenstransfers und des kollegialen Austausches. Es wird Ihnen gelingen, Ihre Stellen schneller zu besetzen (wir helfen Ihnen sehr gerne dabei), wenn Sie über Prozesse verfügen, die es Ihren aktiven aber auch ehemaligen Mitarbeitenden erlaubt, neue Kolleginnen so lange mit Know-how auszustatten, bis diese perfekt ins ursprünglich definierte Stellenprofil passen.
Der äusserst positive Nebeneffekt: Durch solche Aktionen stärken Sie gleichzeitig ein positives Arbeitsklima des kollegialen Miteinanders, das laut Studien* für die meisten Arbeitnehmenden ihr wichtigste Kriterium ist. Und das ist umso wichtiger, als dass Sie im Kontext des Fachkräftemangels und den komplexeren Rekrutierungsanforderungen bestehendes Personal ja auch nicht verlieren sollten.
*https://www.ey.com/de_ch/news/2022-press-releases/04/karrierewege-schweizer-millennials-2022
Doris Fink
Geschäftsführerin / Inhaberin