Homeoffice… ja was denn nun?
Glücklicherweise erinnert uns heute nur noch wenig an die schwierigen Corona-Jahre. Nirgends mehr Masken, keine geschlossenen Restaurants, keine Test-Zentren, keine mahnenden Verhaltensregeln auf Schritt und Tritt. Aber die Jahre im Ausnahmezustand haben Spuren hinterlassen. Vor allem auf dem Arbeitsmarkt sind die Veränderungen nicht nur tiefgreifend, sondern auch dauerhaft.
Ein Thema, das Arbeitnehmende wie Arbeitgebende seit der Aufhebung der «besonderen» und die Rückkehr in die «normale Lage» gleichermassen beschäftigt, ist der Umgang mit Homeoffice. All die Studien zu zählen, die seither dazu gemacht und publiziert wurden, würde Sie viel Zeit kosten. Genauso wie der Versuch, anhand der Resultate zu verstehen, was denn jetzt Sache ist.
«Homeoffice verleitet uns zu Mehrarbeit» (EBRD), «Homeoffice ist beliebt und meist produktiv» (Deloitte), «Homeoffice macht einsam» (Perspectives on Psychological Science), «Fast ein Drittel der Beschäftigten will mehr Homeoffice» (EZB), «Homeoffice etabliert sich» (ifo institut)… Das ist nur eine kleine Auswahl von Headlines auf eine kurze Google-Abfrage zum Thema «Homeoffice, Studie». Und bereits hier sehen wir – bzw. sehen wir eben nicht – Orientierung.
Wenn Sie als Arbeitgeberin oder Arbeitgeber Ihre Leute längerfristig physisch wieder zurück an ihrem Arbeitsplatz wünschen, werden Sie mit Sicherheit eine Studie finden, die ihnen Argumente dafür liefert, wieso das nicht nur für Sie sinnvoll sei, sondern auch für Ihre Angestellten.
Wenn Sie als arbeitnehmende Person eine wissenschaftlich fundierte Erklärung dafür suchen, weshalb Ihnen weiterhin das Arbeiten im Homeoffice gestattet sein soll, werden auch Sie garantiert fündig.
Also was gilt denn jetzt? Homeoffice ja oder nein?
Arbeitsformen im Kontext des Fachkräftemangels
Lassen Sie mich Ihnen kurz von der «Front» berichten, wo wir jeden Tag dutzende von Interviews führen und die Bedürfnisse von sowohl Arbeitnehmenden als auch Arbeitgebenden hören.
Vorab ist es wichtig, dass Sie sich Folgendes vergegenwärtigen: die Homeoffice-Diskussion erfährt vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels eine ganz andere Tragweite. Und deshalb sind Entscheidungen pro oder kontra Homeoffice entlang von nackten Studienresultaten nicht ohne Risiko. Zur Erklärung: Der Fachkräftemangel wird den Arbeitsmarkt noch sehr lange Zeit prägen (nicht Jahre, sondern Jahrzehnte!) und mit der schnell wachsenden Bedeutung von KI/AI brandet bereits die nächste grosse Digital-Change-Welle an die Unternehmenspforten, welche in der Folge das Recruiting nochmals vor neue Herausforderungen stellen wird.
Als Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer bringen Sie die aktuellen Entwicklungen grundsätzlich in eine gute Verhandlungsposition, denn Sie werden gebraucht und können entsprechend mehr fordern. Wenn Sie also Homeoffice wünschen (oder Teilzeitarbeit, spezielle Benefits oder was auch immer) stehen die Chancen viel besser als noch vor 2020, dass Ihren Wünschen entsprochen wird. Bedenken Sie aber unbedingt Folgendes: Sie müssen homeofficefit sein! Das heisst: Sie müssen im Homeoffice nachweislich effizient arbeiten können. Wenn Sie von sich selbst wissen, dass Ihnen das schwerfällt, gehen Sie ins Büro. Dadurch vermeiden Sie vorprogrammierte Konflikte mit Ihrem neuen Arbeitgeber.
Für Sie als Arbeitgeberin oder Arbeitgeber ist die Situation noch eindeutiger: Sie müssen (wenn es die Art der Arbeit es zulässt) im aktuellen Kontext des Fachkräftemangels möglichst attraktive Anstellungsbedingungen anbieten. Andernfalls laufen Sie Gefahr, sich gegenüber der Konkurrenz selbst zu benachteiligen und Wettbewerbsvorteile einzubüssen. Denn im Austausch mit Kandidatinnen und Kandidaten machen wir bei SwisSolution inzwischen praktisch ausnahmslos die Erfahrung, dass Homeoffice oder flexible Arbeitszeit nicht mehr nur gewünscht, sondern zu unverhandelbaren Anstellungsbedingungen gemacht werden.
Krisen beschleunigen gesellschaftliche Prozesse, Veränderungen und Konstitutionen. Im Beispiel von Covid-19 waren die Auswirkungen auf unsere Arbeitsmärkte so gravierend, wie nachhaltig. Homeoffice wird bleiben und sich als gängige Arbeitsform weiter etablieren.
Doris Fink
Geschäftsführerin / Inhaberin