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War of Talents oder das Ende der Reise nach Jerusalem

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War of Talents oder das Ende der Reise nach Jerusalem

Sie kennen sicher das Spiel «Reise nach Jerusalem». Eine grössere Anzahl Menschen tanzt bei Musik um eine geringere Anzahl von Stühlen. Stoppt die Musik, versuchen die Spielerinnen und Spieler, sich auf einen der wenigen Stühle zu setzen. Wer keinen Hocker erwischt, scheidet aus…

In etwa so hat sich der Arbeitsmarkt noch vor einigen wenigen Jahren manifestiert, wenn Sie sich vorstellen, dass die Stühle Unternehmen mit ihren offenen Stellen sind und die Spielerinnen und Spieler die Arbeitnehmerinnen auf Jobsuche. Tempi passati. Heute ist es genau umgekehrt und das Spiel heisst nicht mehr «Reise nach Jerusalem», sondern «War of Talents». Dabei tanzen ein paar wenige Spielerinnen und Spieler um eine deutlich höhere Anzahl von Stühlen. Bricht die Musik ab, beeilt sich keiner der Teilnehmenden, um einen Stuhl. Vielmehr prüfen sie genau, welcher Sessel ihnen der geeignetste erscheint.

Mag sein, vielleicht ist das Beispiel etwas gar einfach. Aber im Grunde verhält sich der Paradigmenwechsel, den wir Fachkräftemangel nennen, genau so. Und für Unternehmen (die Stühle), die am Wettbewerb der Märkte teilnehmen und dort nach Arbeitskräften (die tanzenden Spielerinnen) suchen, heisst das vor allem eines: es reicht nicht mehr einfach da zu sein – und zu warten. Was also tun?

Die Candidates Experience wird zum zentralen Faktor

Um ein letztes Mal das Beispiel der verkehrten Reise nach Jerusalem zu bemühen: Sie als Arbeitgebende(r) müssen alles daran setzen, die auffälligste und vielversprechendste Sitzgelegenheit der Spielanlage zu verkörpern. Oder in der Sprache von uns Recruiting-Spezialistinnen und -Spezialisten: sie müssen im Vergleich mit Ihrer Konkurrenz die beste Candidates Experience bieten. Die Candidates Experience, wenn Sie so wollen, ist im Grunde die Customer Journey für potenzielle Arbeitskräfte. Und genau wie bei den Kundinnen und Kunden ist für den Erfolg entscheidend, dass sie jeden einzelnen Kontaktpunkt mit Ihrem Unternehmen positiv bewerten.

Das ist aufwändig. Und zwar aus zwei Hauptgründen.

Erstens: potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten auf Ihre offenen Stellen sind heutzutage tendenziell anspruchsvoller. Sie bestehen auf eine sinnstiftende Arbeit (Purpose) und dass sich Ihr Unternehmen für Themen einsetzt, die ihnen wichtig sind (Umwelt, Diversität oä), flexible Arbeitszeitmodelle, moderne Führungsstrukturen, Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben uvm.

Zweitens: potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten begegnen Ihrem Unternehmen an den unterschiedlichsten Orten – und beurteilen es sogleich. Sie checken Ihre Social-Media-Auftritte, Ihre Web- und Karrieresite, Kundenrezensionen auf Online-Portalen, Mitarbeiter-Feedbacks auf kununu, Medienberichterstattungen uvm.

Darauf achten Kandidatinnen und Kandidaten heute besonders

Das sind jetzt auf den ersten Blick viele Schrauben, die Sie stellen müssen, um im Kontext des Fachkräftemangels attraktiver als Ihre Konkurrenz zu sein. Bitte erschrecken Sie aber nicht. Denn aus dem täglichen Kontakt mit Kandidatinnen und Kandidaten wissen wir, dass Arbeitssuchenden vor allem vier Aspekte wirklich wichtig sind:

  1. Flexible Arbeitszeit-Modelle und Homeoffice
  1. Die Möglichkeit, sich weiterentwickeln zu können
  1. Gutes Arbeitsklima und die Möglichkeit, eigenverantwortlich zu arbeiten.
  1. Eine enge und zugewandte Betreuung während des gesamten Bewerbungsprozesses (inkl. attraktive Karriere-Site auf der Homepage des Unternehmens)

Vor allem beim letzten Punkt sparen heute noch immer viele Unternehmen und zwar aus dem irrigen Glauben, dass eine gute Candidates Experience nur um eine Aufrüstung der Inhouse-Recruiting-Ressourcen zu haben sei. Es gibt heute aber exzellente, weitgehend digital-automatisierte Lösungen, die hervorragende Resultate liefern.

Deshalb lege ich gerade KMU’s und Start-ups gerne nahe, sich mit solchen Technologien und Systemen auseinanderzusetzen. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt dafür – denn die «Reise nach Jerusalem», so wie wir sie kannten, spielen wir alle am Arbeitsmarkt eine sehr lange Zeit nicht mehr.

Doris Fink

Geschäftsführerin / Inhaberin

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